Dies ist die direkte Fortsetzung meines vorhergehenden Posts, welcher zum besseren Verständnis auch gelesen werden sollte.
Ich musste deutlich irritiert gewirkt haben, als mir der Nachbar der Familie Frühling zu beschreiben versuchte, wo ich denn nun das Oberhaupt der Sippe fände. Selbstredend lag es mir fern, ihm mangelnde Kompetenz zum menschlichen Navigationsgerät zuzuschreiben - dafür war seine Wegfindung zu akkurat -, allerdings verwirrte es mich doch stark, als ich trotz oder dank genauer Einhaltung der gegebenen Route im untersten Rotlichtmilieu der Stadt landete. Es gelang mir beim besten Willen nicht, einen Zusammenhang zwischen den jüngsten Ereignissen zu finden, ferner, sie überhaupt einzeln zu verstehen.
Der deprimierende Horizont, welcher sich mir durch die Scheiben des Wagens offenbarte, zwang mich zur Flucht in endlose, schwarze innere Monologe. So war es noch nicht einmal dunkel geworden, schon winkten die ersten frauenähnlichen Gestalten am Straßenrand ihren potentiellen "Konsumenten" zu. Kalte Schauer liefen mir über den Rücken, nicht nur ob ihrer dürftigen Bekleidung bei immer noch vorherrschenden Minusgraden. Die bedrückende Atmosphäre drückte mich tiefer in den Sessel meines Wagens, während mein Sichtfeld seine Suchfunktion mit dem Schlagwort "Positives" beglückte.
Nun, immerhin schienen die durchgehend alkoholisierten Dauerarbeitslosen ihren Spaß zu haben, zumindest bereitete es mir immer genannten, wenn ich mit der Flasche in den Händen über die Welt herzog, wohlgemerkt aber zumeist nicht in dem (bestenfalls) eigenen Erbrochenem sitzend/liegend/ertrinkend. Es graute mir bei dem Gedanken, durch welche Substanzen sich die Reifen meines Gefährts gerade zu rollen quälten, doch nun gab es kein zurück mehr, fast war ich an meinem Ziel angelangt.
Beinahe friedvoll und idylisch - zumindest in Relation zum Rest des Distrikts - wirkte der Park, welcher mir als finale Destination angegeben worden war. Grundsätzlich erhoffte ich mir von den städtischen Grünflächen immer ein wenig Abwechslung zum triesten Grau der Metropole, wenig überraschend jedoch trugen jene Wiesen einen sehr ähnlichen Farbton. Wobei man hinzufügen sollte, dass manche der fröhlichen Gesellen, die sich hier vergnügten, nach Einnahme von Substanzen fragwürdigster Herkunft ein breiteres Farbspektrum unter den blätterlosen Bäumen zu erkennen glaubten.
Mir war nicht ganz klar, warum ich hier war. Herr Frühling war - trotz mancher Eskapade - immer ein anständiger Mann gewesen, wusste, was sich gehört, war zwar kein Spießer, bewahrte aber stets seine guten Sitten. Und nun sollte ich ihn hier finden?
Ratlos setze ich Schritt für Schritt, nicht wissend, wohin ich nun eigentlich wollte. Vermutlich wäre es besser, ich würde die baldige Rückkehr in Erwägung ziehen, mein Gemüt litt schon länger, und ich befürchtete, meine Wertgegenstände würden dies auch nach absehbarer Zeit tun. So ließ ich, nur der Vollständigkeit halber, meinen Blick nur noch ein letztes Mal durch die Grünanlage streifen und - wurde wider Erwarten fündig. Gleichzeitig verlangsamte sich mein Herzschlag, meine Atmung tat es ihr gleich. Vermutlich hatte auch die Verdauung des zuletzt gegessenen Dürüms ihren Dienst quittiert, oder zumindest eine ausführliche Pause eingelegt. Alternativ wurde ich mit einem spontanem Anfall des Zitterns beglückt, vermutlich hätte mein Körper als Ausrede mit den ohnehin niedrigen Temperaturen argumentiert. Der wahre Grund war für mich allerdings unübersehbar:
Ich war fündig geworden.
to be continued (again)...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen