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Sonntag, 14. April 2013

Frühlingsgefühle, (vorläufiges) Finale.

Weil einmal keinmal war, zweimal ebenfalls nicht reichten und aller guten Dinge nicht drei(mal) waren, schrieb ich zuletzt tatsächlich die vierte Episode in der langsam völlig absurd langen Reihe meiner Lenzemotionen. Wobei man sagen muss, dass es ganz harmlos anfing. Eigentlich störten mich damals nur ein paar Sonnenstrahlen beim Zerstören von Leber und Lunge am Balkon, und Vögel terrorisierten meine Ohren. So weit, so gut, ein Post war eigentlich schon genug gewesen, aber dann hatte ich auf einmal einen furchtbaren Streit mit meiner Jacke und verkroch mich unter meiner Bettdecke. Weil es mir darunter zu stickig wurde, schob ich mich an den Schreibtisch und verbrach Teil 2 der Frühjahrsempfindens. Wobei die Fortsetzung eher auf sonstige Ideenlosigkeit zurückzuführen war, gerne gab ich nicht die traurigen Details meiner Mantelmisere preis. 

Es kam, was kommen musste: Herr Frühling, in seiner Berufsehre mehr als gekränkt, quittierte seinen Dienst, und überließ Trunkenbold Winter die Nordhalbkugel. Dieser leistete seinen stets miserablen Beitrag zum Erdklima allerdings dermaßen penetrant schlecht, dass selbst ein eingefleischter Sonnenfeind wie ich klein beigeben musste. Gut, ich hatte es eventuell übertrieben in meinen Hasstiraden gegen die Wärme, aber wusste ich, welche Konsequenzen dies alles haben sollte? Nein, wie auch? 

Als ich Familie Lenz besuchen wollte, um nett um Verzeihung zu bitten - wenn ich darüber nachdenke, hätte ich vielleicht noch Blumen kaufen sollen -, war Ehemann und Vater der Sippe unauffindbar. Nach einem Eklat mit der Gattin wurde der Nachbar auf meine Odysee aufmerksam, und meinte, mir helfen zu können. Nachdem ich in das übelste Viertel der Stadt gelangt war, dort eine bescheidene Anzahl an vertrauenserweckenden Leuten getroffen hatte und in einer deprimierenden Grauanlage vergeblich nach dem "Grün" suchte (ohne zu merken, dass es sowieso nicht im Titel mitinbegriffen war), wurde ich auf andere Art und Weise fündig. Zwei weitere Teile ließ ich meiner Serie folgen, und weil ich es kaum noch vermeiden kann, muss nun wohl auch noch einer folgen, womit wir insgesamt bei fünf (!) Posts mit "Frühlingsgefühlen" im Titel wären. Oje. 

Aber ich habe genug geredet, Zeit, um dem ganzen ein Ende zu bereiten:


Hans-Werner "Formspring" Frühling hatte nie gut ausgesehen: Die Haare waren ihm schon im Alter von 25 Jahren entwischt, zum Ausgleich schenkte man ihm ein Falten-Abo, welches ihm jährlich eine weitere ins Gesicht zauberte. Vielleicht lag es daran, dass er von allen Jahreszeiten den schwierigsten Job hatte:
Doktor Sommers "Arbeit" bestand daraus, dass er sein Thermostat auf höchste Stufe und die Terasse stellte und alle heiligen Zeiten ein Gewitter bestellte, damit die Hitzeleichen nicht so staubig würden.
Monsieur Herbst musste für seinen Job nicht einmal an die frische Luft. Er war Stubenhocker, seit er sich erinnern konnte. Stattdessen schickte er eine Kettenmail an jeden blättertragenden Baum, die aus wüsten Beschuldigungen bezüglich über den Sommer zugelegter Adipositas bestand. Dies endete wie jedes Jahr in einem bulimischen Verzweiflungsakt der Armen, bei dem sie sämtliche ihrer Astanhängsel in Richtung Boden gleiten ließen. Und da Sommers Energieverbrauch sowieso schon höher war als seine Spielschulden war, erledigte die Stromgesellschaft seiner Wahl den Rest zur allgemeinen Abkühlung, von alleine wäre er nämlich zu faul, sein Heizgerät wieder wegzuräumen.
Über den Winter muss nicht viel gesagt werden, dieses Video dürfte genug über seine Perversität sowie die mangelnden Englischkenntnisse sagen. Momentan soll er sich in Kalifornien versteckt halten.

Frühlings Aufgabe ist es, jährlich unfassbare Mengen von chemischen Düngern im Baumarkt zu kaufen und sie in waghalsigen Schleichaktionen in all unseren Gärten zu verschütten. Sein gesamtes Gehalt gibt er nicht nur für die Rechnung seines Thermostats aus, sondern bezahlt gleichzeitig auch noch notgedrungen Sommers Schulden. Dieses Jahr musste er seinen Wagen verkaufen, um diese ganze Sache finanzieren zu können. Es war keine leichte Zeit, er vernachlässigte die Familie, wurde Trinker.

Als er es trotz dieser Strapazen geschafft hatte, Wien Energie von seiner Zahlungsfähigkeit zu überzeugen, und sein Heizgerät langsam aufwärmte, schreib irgend so ein eigenwilliger Misanthrop, der sich in seiner Höhle verkrochen hatte, wie furchtbar diese Jahreszeit doch wäre. Das war ihm zu viel. Er verließ Frau und Kinder, geriet auf die schiefe Bahn, gab seinen letzten Cent für Heroin aus. Sein Bett wurde eine Bank in einem Park, täglich hoffte er, nicht mehr aufzuwachen. Oft war er Opfer gewalttätiger Auseinandersetzungen, viele seiner Narben stammten jedoch nicht von Anderen.

Ich fand ihn. Ein gebrochener Mann, gezeichnet von diversen Schadstoffen, die durch sein Blut gingen, sowie den Verletzungen, die er erlitten hatte, äußerlich, innerlich... Ich nahm ihn auf, versuchte, ihm zu helfen. Es gelang mir nicht. So musste ich ihm einen Aufenthalt in der Entzugsklinik bezahlen, die er immer noch besucht. Mittlerweile geht es ihm jedoch schon sehr viel besser. Opioide und Alkohol wechselte er gegen Grünen Tee, seine Psyche beruhigt die Malerei, und Sport sowieso gesunde Ernährung helfen seinem Körper auf die Sprünge. Ich besuche ihn mehrmals die Woche, zuletzt nahm ich auch seine Frau mit. Noch ist es nicht einfach zwischen den Beiden, aber es wird schon wieder.

Er hatte mir verziehen. Ich erkannte, wie wichtig er mir war, wie hart seine Arbeit war. Ja, das erkannte ich. Denn, liebe Leserinnen und Leser, arbeiten konnte Hans-Werner in dieser Zeit nicht. Stattdessen musste ein Anderer den BauMax bestehlen, schmierige Deals mit Wien Energie schließen und zum Fenster hinaus heizen. Also, wenn Sie jemanden in ihrem Vorgarten sehen, wie er gerade ihre Sträucher mit synthetischen Giften zerstört... ich gebe gern Autogramme.

2 Kommentare:

  1. ich muss sagen, das machst du wesentlich geschickter als Lenz senior, auch wenn mein morgendlicher Kater dir dafuer am liebsten an die gurgel gehen wuerde...

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    1. Lustig, dass du das erwähnst, deine Kater attackierten mich tatsächlich schon.

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