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Donnerstag, 4. April 2013

Frühlingsgefühle, die Dritte.

Nachdem ich mich nicht nur einmal, sondern sogar zweimal über den Frühlingsbeginn aufzuregen wagte, war dieser von meinen Beleidigungen dermaßen geschockt, dass er in tiefe Depressionen verfiel. Er versagte bei der Arbeit, wurde vom bösen Winter auf die schiefe Bahn gebracht, so schoss er sich täglich dreimal eine Ladung Heroin in die Venen, verlor seine Frau, sein Haus, das Sorgerecht für seine Kinder und zu guter Letzt auch noch seinen Anstand.

Ich muss zugeben, dass ich mit alldem nicht gerechnet hatte. Als sich nach meinen Hasstiraden gegen den Lenz selbiger verabschiedete, meinte ich, er wolle nur den Starken spielen, seiner Unabhängigkeit ein wenig ihren Ausdruck verleihen und sich so eine offizielle Entschuldigung von meiner Seite einholen. Ich hatte keine Ahnung, was wirklich los war.

Gerne gebe ich nicht nach, aber nachdem mir die Konsistenz des Niederschlags nach ein paar Wochen endgültig zuwider war, erkannte ich wohl oder übel die Unumgänglichkeit meines Schuldbekenntnis' vor ihm. Als dann jedoch auf mehrere Mails und SMS keine Antwort kam, niemand auf meine Anrufe antwortete und letztlich auch ein Brief keine Reaktion erbrachte, fasste ich den Beschluss, sein Domizil aufzusuchen.

Von seiner Gatten kann man halten, was man will, jedenfalls sah sie beim Öffnen der Tür selbst für ihre Verhältnisse schlecht aus. Auf die Frage, wo denn der werte Gemahl sei, erhielt ich keine Antwort. Als ich auch nach wiederholter Frage genauso, wenn nicht noch ratloser als vorher war, sah ich die Zeit mehr als reif für meinen Abgang, allerdings wollte ich zuvor noch meine Karte hinterlegen, für "eventuelle Rückfragen", wie ich stets so gern und sinnfrei hinzufüge. Als sie das Stück Pappe in die Hände bekam und meinen Namen darauf las, brach sie ihr Schweigen, schrie mich an, ich wäre an allem schuld, schlug mich und rannte weinend in ihre Gemächer zurück.

Ich stand ebenso perplex wie ratlos vor der eben zugeschlagenen Tür, als mich von der Seite eine Stimme rief. Ich wendete mein Haupt, sah, dass ein offenbar neugieriger Nachbar sich in die Sache einzumischen versuchte. Fast hätte ich ihn entnervt abgewimmelt, doch glücklicherweise war er der aufdringlicheren Natur entsprungen.
"Sie suchen Herrn Frühling? Großes Drama, ist tief gesunken, der Gute... Ich kann Sie zu ihm führen, wenn sie wollen."

... to be continued.

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