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Freitag, 16. August 2013

Back to Yasgur's Farm: Freitag

http://travelreportmx.com/wp-content/uploads/2012/10/woodstock-3-days-of-peace-music-1970-L-1wy1vr.jpgVor genau 44 Jahren und einem Tag wurde das größte und denkwürdigste Ereignis der Hippie-Ära eröffnet. Was ursprünglich als mehrtägiges Festival für rund 50.000 Zuseher angedacht war, wurde zu einem Katastrophengebiet mit mehr als einer halben Million Teilnehmern. Verstopfte Straßen, Versorgungsengpässe, stundenlange Verzögerungen der Acts, technische Probleme und Regen, Regen, Regen, der aus Max Yasgur's 250 Hektar großem Acker eine endlose Schlammwiese machte. 
Und jeder, der dabei war, meinte, es wäre das Beste gewesen, was je passiert wäre.


Freitag, der 15. August 1969, 17:00: An die 200.000 Menschen sitzen in der spätnachmittäglichen Sonne in Bethel, New York vor einer Bühne, die noch nicht einmal fertig ist. Auf dieser sollte eigentlich schon längst Musik gespielt werden, stattdessen laufen mehrere sehr vertrauenswürdig aussehende "Techniker" Kreise, machen eigenartige Ansagen und Soundtests. Diesen Tag widmete Woodstock der Folk-Musik; alle Acts richteten sich an dieses Genre. Die Zäune, mit denen das Gelände eingegrenzt wurde, wurden oder werden niedergetrampelt, als um genau 17:07


Richie Havens (rechts) und sein 2. Gitarrist Paul Williams (links)
Richie Havens Gitarre spielend von tosendem Applaus empfangen die Bühne betritt. Er sinniert über die Menschenmassen, unwissend, dass die Menge noch viel mehr als doppelt so groß werden soll. Auf dem 6CD-Set ist er mit den Songs Handsome Johnny und Freedom vertreten. Letzterer wurde im Woodstock-Film gezeigt und machte den damals noch recht unbekannten Folk-Musiker weltberühmt, außerdem findet man in Django: Unchained eine Adaption des Titels. Havens spielt mit einnehmender Intensität seine von Pazifismus und Freiheitsgefühl triefenden Lieder, wurde zu einem der Publikumslieblinge und zu etlichen Zugaben gebeten.

Sweetwater beginnen um 18:15 mit ihrem Set, obwohl sie eigentlich eröffnen sollten. Der Stau hatte dies allerdings verhindert, weswegen Havens einspringen musste. Look Out und Two Worlds sind zwei gute Titel, die vor allem durch Frontsängerin Nancy Nevins hörenswert werden.

Bert Sommer betritt die Bühne um 19:15. Jennifer, And When It's Over sowie Smile zeigen die Stimmgewalt des androgynen Sängers, der ebenfalls vom Publikum gefeiert wurde.

Tim Hardin war zwar im Film zu sehen, jedoch nicht auf der Bühne, die er um 21:00 betrat, sondern mit deutlich geweiteten Pupillen und einer verstimmten Gitarre auf einer Wiese umherlaufend. Vor allem bei Hang On To A Dream kann man seinen Drogenkonsum deutlich heraushören, Simple Song Of Freedom hingegen wurde erst gegen Ende des Auftritts gespielt und Hardin wirkt auch deutlicher "bei der Sache".

Der weltberühmte Sitarspieler Ravi Shankar spielte ab 22:00 durch den Regen. Er war ein durchaus unüblicher Gast für ein Konzert dieser Art, war jedoch schon 2 Jahre zuvor beim Monterey Pop Festival aufgetreten. Rāga Puriya-Dhanashri (Gat In Sawarital) ist im Disk-Set zu hören.

Melanie Safka war zum damaligen Zeitpunkt noch völlig unbekannt und bekam nur durch einen Zufall die Gelegenheit, bei Woodstock zu spielen: Sie arbeitete im gleichen Gebäude wie die Veranstalter. Ihr kurzer Set begann um 23:00. Momma Momma, Beautiful People und Birthday Of The Sun sind gefühlvoll und einnehmend gesungen, man merkt ihr die Nervosität an, vor einer derartigen Masse an Menschen eine Solo-Performance zu spielen. Sie bekam viel Beifall und wurde durch den Auftritt international bekannt.

Arlo Guthrie begann im 23:55 deutlich alkoholisiert zu spielen. Dennoch spielte er sehr eindrucksvoll und schaffte es mit Coming Into Los Angeles in den Film, genauso seine legendäre Aussage "New York State throughway is closed, man", auf den das Publikum mit einer Applauswand reagierte. Außerdem sind Wheel Of Fortune und Every Hand In The Land auf der Disk zu hören. Zu bemängeln ist, dass in der ersten Minute von Coming Into Los Angeles Guthries Stimme nur leise hörbar ist - vermutlich, da das Mikrofon ausgefallen war - während sie im Film an dieser Stelle deutlich zu hören ist - vermutlich Nachbearbeitung. Leider fehlt Walking Down The Line auf dem Set.

Joan Baez
Die Headlinerin für den Freitag war Joan Baez war zum Zeitpunkt ihres Auftrittes im 6ten Monat schwanger. Sie hatte den Status eines "weiblichen Gegenstücks zu Bob Dylan" und begann um 1:00 zu spielen. Joe Hill war ein bekanntes Lied über den gleichnamigen verstorbenen Gewerkschaftler und ist im Film zu sehen. Genauso kraftvoll gesunden sind Sweet Sir Galahad, Hickory Wind und das Duett Drug Store Truck Driving Man mit Jeffrey Shurtleff. Man vermisst das im Film vorkommende Swing Low, Sweet Chariot, wobei Baez auf jegliche Begleitung verzichtet, und mit ausgebreiteten Armen ikonisch über die Menge singt.

Um 2:00 wurden die Besucher des Festivals zu Bett gebeten, nicht ohne zu erwähnen, dass es nun ein freies Festival wäre, man deshalb aber als Veranstalter finanzielle Verluste machen würde, jedoch nicht aufhören wollen würde. "For all you funny people!"


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